Rettungskreuzer Ikarus - 21 - Putsch der Heiligen (2 of 2) by Dirk van Den Boom

Rettungskreuzer Ikarus - 21 - Putsch der Heiligen (2 of 2) by Dirk van Den Boom

Autor:Dirk van Den Boom [Boom, Dirk van den]
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Atlantis Verlag
veröffentlicht: 0101-01-01T00:00:00+00:00


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Jamir saß auf dem breiten Kissen im Hauptzelt und dachte nach. Im Fokus seiner Überlegungen stand die herausfordernde Mitteilung aus Jenangar, die ihn kürzlich erreicht hatte. Natürlich hatte der Bote, ein unbewaffneter Milizionär, diese danach auch jedem im stetig wachsenden Ketzerlager erzählt, der sie hatte hören wollen – auch jenen, die sich nicht dafür interessierten. Gerüchte machten die Runde, vor allem aber hatte sich eine spürbare Spannung über die Keimzelle seiner neuen Religion gelegt. Erwartung machte sich breit, und obgleich noch hinter vorgehaltener Hand geflüstert wurde, war es Jamir keinesfalls entgangen, dass man von ihm erwartete, das Angebot Jenangars anzunehmen.

Jamir betrachtete das Pergament in seinen Tentakeln und spürte, wie unkontrollierter Ärger in ihm aufwallen wollte. Die Botschaft war perfekt formuliert, von Meisterhand geschrieben. Jamir verdächtigte den Prior selbst, oder seinen höchsten Diener, diesen Uhul. Möglicherweise war auch die Vorsteherin des Staubhauses zu Rate gezogen worden. Wie dem auch sei, die Botschaft war eine geniale Mischung aus Herausforderung, Appell an seine Ehre und verlockender Chance, diesen Konflikt ohne großes Blutvergießen zu beenden. Jamir mochte numerische Überlegenheit besitzen, aber Jenangars Mauern waren stark. Was auch immer ein langer Krieg am Ende bringen würde, der Weg zu einem eventuellen Sieg würde sehr beschwerlich sein – und eben lang. Das war das Problem, und wer auch immer diese Nachricht abgefasst hatte, wusste, dass Jamir vor diesem Problem stand: Seine Anhänger erwarteten keine langwierigen, beschwerlichen Strapazen. Hatte er sie nicht gerade davon überzeugt, von den Alten Völkern auserwählt zu sein? Begründeten sie nicht gerade eine neue Stadt, ein neues Reich, direkt hier, am entblößten Schrein? Da mussten Wunder her, schnelle Entschlüsse, noch schnellere Taten mit eindeutigem Ausgang, wenn Jamir nicht in die Lage geraten wollte, dass sich Zweifel in die Herzen der Gläubigen stahlen.

Genial, dachte der Prophet erneut. Das war eine absolut geniale Idee und sie verteilte das Risiko neu. Einer der Dämonen – und dann auch noch derjenige, der wie ein Heiliger aussah – gegen einen seiner ausgewählten Krieger. Oh, er hatte Auswahl, erfahrene Kämpfer, die es mit jedem Milizionär aufnehmen konnten. Doch was war dieser Heilige? Besaß er spezielle Kräfte?

Jamir war sich gewiss, dass sich die Herausforderer an die wenigen Regeln eines solchen Duells halten würden. Auf dem Rücken von Shakris, mit Hieb- oder Stechwaffen, normaler Rüstung und bis zum Tode oder wenn einer der Kontrahenten aufgab. Jamir erinnerte sich nur dunkel an den »Heiligen«, er hatte aber nicht wahrgenommen, dass dieser sich als Kämpfer hervorgetan hätte …

Nun, wozu grübeln? Dieses Angebot abzulehnen, wäre ein fataler Fehler, der seine gerade erst gewonnene Autorität untergraben könnte. Das wollte Jamir keinesfalls riskieren. Also musste er sehen, dass er das Beste daraus machte.

Der Prophet erhob sich und verließ gemessenen Schrittes das Zelt. Unter dem Baldachin vor dem Eingang blieb er stehen und beschattete sein Echtauge. Sondal, sein getreuer Diener, kam eilfertig herbei.

»Sondal, ich möchte mit Thanni sprechen.«

Sein Gegenüber verstand sofort. Thanni war einer der besten Krieger der Ketzer, vielleicht sogar der Beste. Er war nicht der Allerhellste, aber niemand ging mit dem Shakri und der Stechforke um wie er.



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